Marktkommentar Dezember 2024
Erhöhtes Risiko kurzfristiger Korrekturen trotz neuer Kursrekorde
- Die US-Wirtschaft wächst robust, während sich die Wachstumsschwäche der Eurozone verfestigt und Chinas konjunkturelle Stützungsmaßnahmen wohl nicht ausreichen werden.
- Trumps Wahlsieg stärkt US-Unternehmen, bedeutet aber zusätzliche Belastungen für Firmen außerhalb der USA.
- Die zu erwartende geldpolitische Divergenz zwischen Europa und den USA hat weitreichende Konsequenzen auf den Devisen- und Anleihemärkten.
Die US-Präsidentschaftswahl prägte die Entwicklungen an den Kapitalmärkten im November maßgeblich. Donald Trumps Wahlerfolg war in seiner Deutlichkeit ebenso überraschend wie der Gewinn der republikanischen Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Die Aussicht auf Steuersenkungen, eine expansive Fiskalpolitik, Deregulierung und eine nationalistisch ausgerichtete Handelspolitik trieben die US-Aktienmärkte merklich an. Besonders klein kapitalisierte Unternehmen, die stark auf den Binnenmarkt fokussiert sind, sowie Energiewerte und Banken dürften profitieren und verzeichneten daher deutliche Kurszuwächse. Zugleich entwickelten sich Wachstums- werte dynamischer als Substanzwerte, da sie weniger von möglichen Handelsrestriktionen betroffen sind. Auf sektoraler Ebene zählten Pharmaaktien zu den Verlierern, nachdem Donald Trump den prominenten Impfkritiker Robert Kennedy Jr. als neuen US-Gesundheits-minister nominierte.
Neben den politischen Impulsen trugen solide Quartalsergebnisse zur positiven Marktentwicklung bei. Mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von rund 9 % wurden die Prognosen der Analysten übertroffen. Zusätzlich untermauerten günstige makroökonomische Daten die Stabilität der US-Wirtschaft: Die Einzelhandelsumsätze stiegen stärker als erwartet, die Stimmung unter den Dienstleistungsunternehmen verbesserte sich und der Arbeitsmarkt blieb robust, wenn man die Verzerrungen durch die Hurrikans herausrechnete.
Die Renten- und Devisenmärkte richteten ihre Aufmerksamkeit auf die potenziell inflationstreibenden Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik. Investoren befürchteten, dass die US-Notenbank (Fed) ihren Zinssenkungszyklus früher als bislang erwartet pausieren oder beenden könnte. Entsprechend reduzierten sie ihre Erwartungen an die Geldpolitik in den USA auf lediglich drei Senkungen im Jahr 2025. Trotz anhaltender Zinssenkungen in den USA und Europa – sowohl die Fed als auch die Bank of England senkten ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte – blieben die Ergebnisse am Rentenmarkt verhalten. Die Inflationsdaten für den Oktober leisteten keinen stützenden Beitrag: Während die Verbraucherpreise in der Eurozone im Oktober wieder über die Zielmarke von 2 % stiegen, stabilisierte sich die Kerninflation in den USA lediglich.
Die letzten Etappen der Inflationsbekämpfung bleiben damit erwartungsgemäß herausfordernd.
Aufgrund der schwächelnden Wirtschaft in der Eurozone dürfte die Europäische Zentralbank gezwungen sein, weitere Zinssenkungen vorzunehmen, und diesen Spielraum bei sinkender Inflation auch nutzen. Im Zuge dieser geldpolitischen Divergenz verzeichnete der US-Dollar die stärkste monatliche Aufwertung seit zwei Jahren und Staatsanleihen aus der Eurozone blieben gefragt. Eine Ausnahme bildeten französische Staatstitel, deren Risikoaufschläge sich aufgrund der anhaltenden Haushaltssorgen kräftig ausweiteten.
International wurde Trumps Wahlsieg zurückhaltender aufgenommen. Die Aktienmärkte der Schwellenländer gerieten angesichts der Aussicht auf eine protektionistische Handelspolitik, dem erstarkten US-Dollar und höheren Zinsen unter Druck. Die europäischen Leitbörsen gaben leicht nach, belastet durch Gewinnwarnungen aus den Sektoren Automobil und Konsumgüter, der Regierungskrise in Deutschland sowie anhaltende Sorgen um das dortige Wirtschaftswachstum. In China drückten Befürchtungen über mögliche Handelskonflikte und die Einschätzung, dass staatliche Unterstützungsmaßnahmen unzureichend sein könnten, auf die Aktienkurse. Präsident Xi Jinping benannte klare rote Linien, signalisierte jedoch handelspolitisch Verhandlungsbereitschaft.
Trotz der anfänglichen Euphorie an den US-Börsen und der starken Dollar-Aufwertung sehen wir ein erhöhtes Risiko kurzfristiger Korrekturen. Faktoren wie die historisch und im globalen Vergleich hohe Bewertung von US-Aktien, die Unsicherheiten der US-Innen- und -Außenpolitik sowie die wachsende Gefahr handelspolitischer Spannungen könnten zu Rücksetzern führen. Dennoch rechtfertigen das robuste globale Wachstumsumfeld und die damit verbundenen positiven Gewinnaussichten für US-Unternehmen einen strategischen Optimismus für Aktien. Taktisch positionieren wir uns stärker in US-Banken und kleinkapitalisierten Unternehmen. Den Energiesektor stufen wir auf neutral herab. Gründe hierfür sind die steigende Öl- und Gasproduktion in den USA, eine schwache globale Industrienachfrage und eine mögliche Entspannung im Ukraine-Konflikt nach Trumps Amtseinführung.
Torsten Steinbrinker ist CEO, Adrian Roestel Leiter Portfoliomanagement der Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG.
Düsseldorf/München, 10. Dezember 2024
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