Marktkommentar März 2025
Zölle und Gegenzölle: Harte Probe für die Aktienmärkte
- US-Zollpläne zwingen Unternehmen Lieferketten und Standorte zu prüfen
- US-Notenbank in der Zwickmühle
- Chancen für europäische Märkte
Ein Dreiklang aus Zolldrohungen und Gegenzöllen, dem Kahlschlag im US-Staatsapparat und der Einschränkung der militärischen Unterstützung des Westens durch die USA beherrscht die Schlagzeilen und sorgt für Unsicherheit an den Kapitalmärkten. In den kommenden Wochen dürfte der zweijährige Bullenmarkt an den Aktienmärkten durch diese anhaltenden Belastungen auf eine harte Probe gestellt werden.
Wirtschaftspolitische Veränderungen sind mit Anpassungskosten verbunden. Je radikaler sie ausfallen, je langfristiger und unsicherer sie in ihrer Ausgestaltung sind, desto höher sind diese Kosten. Die USA haben einen Anteil von rund zwölf Prozent am Welthandel, der wiederum ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung ausmacht. Die US-Zollpläne haben daher das Potenzial, erhebliche Schmerzen für Unternehmen zu verursachen. Nutzt die US-Regierung Zölle lediglich als Druckmittel und reduziert sie rasch wieder, dürften die Wirtschafts- und Kapitalmarktwirkungen überschaubar bleiben. Werden sie jedoch als zusätzliche Einnahmequelle genutzt, bleiben monatelang bestehen oder treffen auf substanzielle Gegenzölle, müssen viele Firmen ihre Lieferketten und Produktionsstandorte überdenken.
US-Stimmung trübt sich ein
Die chaotische US-Wirtschaftspolitik der vergangenen Wochen hat den globalen Index für politische Unsicherheit über seinen Rekordstand während der Covid-19-Panik gehievt. Investitionen, Expansions- und Einstellungspläne werden auf Eis gelegt. Dass ein Großteil der höheren Kosten an die Endverbraucher weitergegeben wird, ist ein Problem für die amerikanische Notenbank. Denn wenn sie mit Zinssenkungen auf eine geringere Nachfrage und steigende Arbeitslosenzahlen reagiert, riskiert sie eine Inflationsspirale.
Zudem zeigte sich im Februar, dass sich die Stimmung der Verbraucher und Unternehmen in den USA bereits massiv eingetrübt hat. Im Einkaufsmanager-Bericht, einem wichtigen Frühindikator, fielen die Auftragseingange drastisch – vom höchsten Stand seit Jahren in den Bereich der Schrumpfung. Gleichzeitig zogen die gezahlten Preise und die Auslieferungen sprunghaft an. Ein klares Zeichen, dass sich die Unternehmen als Vorsorge vor den Zöllen mit Vorräten eingedeckt haben. Vorziehkäufe waren auch bei den privaten
Käufen dauerhafter Konsumgüter zu beobachten. Doch diese Effekte werden sich demnächst umkehren. In Kombination mit den Massenentlassungen der US-Regierung dürfte dies das Wachstum belasten und die Arbeitslosenquote in die Höhe treiben. Die Verbraucher, so zeigen die jüngsten Daten, halten ihre Käufe angesichts der hohen politischen Unsicherheit trotz solide steigender Einkommen zurück.
Chance für europäische Märkte
Während die hoch bewerteten US-Aktienmärkte anfällig für eine solche Abwärtsspirale sind, stehen die Chancen für Europas Aktienmärkte gut, sich in der nahen Zukunft besser als ihre transatlantischen Pendants zu entwickeln. Europas Valoren sind günstiger bewertet, viele Belastungen scheinen weitestgehend eingepreist. Zudem ist Potenzial für positive Überraschungen gegeben, wie ein Waffenstillstand in der Ukraine, die Annäherung Großbritanniens an die EU oder ein Erstarken der chinesischen Wirtschaft.
Unterstützend wirkt eine zunehmend expansive Wirtschaftspolitik. Die Europäer sehen sich gezwungen, rasch und mit hohen Summen auf die schwindende Unterstützung der USA für die Ukraine und die europäische Verteidigungsfähigkeit zu reagieren. Neben diesen zusätzlichen Fiskalpaketen senkt die europäische Zentralbank weiter die Leitzinsen, während die US-Notenbank ihre
zurückhaltende Haltung beibehält. Fällt die US-Wirtschaft in eine milde Rezession, wird sich Europa dem nicht entziehen können. Die Kursabschläge sollten aber wesentlich geringer ausfallen.
Quintessenz: europäische Werte sind hinsichtlich des Chance-Risiko-Profils mittelfristig deutlich besser aufgestellt. Wir behalten daher unsere taktische Ausrichtung zu Gunsten Europas und defensiver Sektoren bei.
Torsten Steinbrinker ist CEO, Adrian Roestel Leiter Portfoliomanagement der Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG.
Düsseldorf/München, 10. März 2025
Disclaimer:
Bei dem vorliegenden Dokument handelt es sich um eine Marketing-Kommunikation der Reichmuth & Co, Maximilianstraße 52, 80538 München, die reinen Informationszwecken dient und nicht den Anspruch auf vollständige Darstellung erhebt. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Empfehlung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten dar und ersetzt nicht die Beratung und Risikoaufklärung durch Ihren persönlichen Berater. Individuelle Steuer- und/oder Rechtsfragen bitten wir Sie, bei Bedarf mit einem Angehörigen der steuer- und/oder rechtsberatenden Berufe zu besprechen. Obwohl diese Unterlagen mit großer Sorgfalt erstellt wurden, kann Reichmuth & Co keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Zweckmäßigkeit des Inhalts übernehmen. Die Haftung wegen Vorsatz und grober Fahrlässigkeit bleibt unberührt.
Über Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG:
Die Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG ist eine deutsche Schwestergesellschaft der Reichmuth & Co Privatbankiers, einer Schweizer Privatbank mit unbeschränkter Haftung der Gesellschafter.
Prägend für die Haltung der Reichmuth & Co Gruppe ist ein kritischer, unternehmerischer Ansatz und eine langfristige, realwertorientierte und globale Perspektive.
Mit insgesamt zwölf Mitarbeitenden an den Standorten München und Düsseldorf bietet die Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung AG vermögenden Privatkunden und institutionellen Investoren in Deutschland eine ganzheitliche Betreuung in sämtlichen Anlage- und Finanzfragen. Das umfasst die individuelle Vermögensverwaltung, Anlageoptionen in Infrastrukturanlagen sowie Vorsorgelösungen nach Schweizer Prägung.
Pressekontakt:
Dr. Hubert Becker
USC
+49 160 5801877
hb@us-communications.com